Was ist P2P-Lending?
Zweifelsohne ist die Finanzlandschaft andauernd in Bewegung. Eine der bemerkenswertesten Entwicklungen der Kreditvergabe in jüngster Zeit ist die unter P2P-Lending (auch Peer-to-Peer-Lending oder Crowdlending) oder im deutschsprachigen Raum als P2P-Kredite bekannte Alternative zum klassischen Bankdarlehen, welche eine besondere Ausgestaltung des Crowdfunding-Konzepts darstellt.1

Charakteristisch für das Geschäftsmodell ist, dass eine Darlehensvermittlung ohne Beteiligung von klassischen Finanzintermediären wie Banken vonstattengeht (Banking without Banks3). Durch das P2P-Lending wird überwiegend Privatpersonen, aber auch Unternehmen, über Online-Plattformen ein schnellerer und einfacherer Zugang zu Krediten ermöglicht, während für Geldgeber und Investoren eine attraktive Anlagemöglichkeit geschaffen wird, bei der sie in verschiedene Kredite investieren können.
Plattformen in Deutschland haben aus unterschiedlichen Gründen beim P2P-Lending heutzutage wenig Relevanz. Die Kreditvergleichsplattform Smava wie auch Auxmoney und Lendico engagierten sich vor einigen Jahren in diesem Bereich. Dabei galt Auxmoney als Marktführer in Deutschland für P2P-Kredite in Bezug auf Privatkredite.4 Ende Mai 2022 stellte Auxmoney die Möglichkeit für Retail-Investoren ein, in Kredite zu investieren.5 Vorreiter sind derzeit osteuropäische Anbieter. Dazu zählen beispielsweise Online-Plattformen wie Mintos*, Twino, Robocash, Viainvest, Swaper, Bondora* und Monefit*.
Die Plattformen vermitteln nicht nur für Privatpersonen Kredite, sondern auch für kleinere Unternehmen. Allerdings dürfte die Kreditaufnahme auf einer P2P-Plattform aus Unternehmenssicht aufgrund der relativ hohen Zinsen selten sinnvoll sein. Vielmehr ist für Unternehmen ratsam, ihre überschüssige Liquidität renditeorientiert kurz- bis mittelfristig in P2P-Kredite mit einem zweistelligen Zinssatz anzulegen.
Wie funktioniert P2P-Lending?
Über die Internetplattformen zur Kreditvergabe werden Kreditsuchende und potentielle Anleger zusammengeführt. Sowohl die Kreditsuchenden als auch die Anleger registrieren sich bei der Plattform und akzeptieren die AGB des Betreibers. Nach dem Kreditantrag wird eine Bonitätsprüfung bzw. ein Kreditscoring des Anfragenden durchgeführt. Die Einstufung der Kreditwürdigkeit wird nach erfolgreicher Prüfung auf der Plattform veröffentlicht.
Das Scoring dient auch als Grundlage für den Zinssatz des beantragten Kredits und kann Ausgangspunkt einer Diversifizierung des Anlegerrisikos sein, indem der Anleger seinen Anlagebetrag auf unterschiedliche Kreditprojekte mit unterschiedlichen Risikoklassifikationen verteilt. Die rechtliche Ausgestaltung der Kreditvermittlung kann nicht pauschalisiert werden und ist abhängig von Plattform und Land.

Sobald die Kredite auf der Plattform veröffentlich sind, haben die Investoren die Wahl, ob sie eine Investition wagen wollen. Umfangreichere Kreditbeträge werden für gewöhnlich in mehrere Pakete unterteilt. Das hat den Vorteil für Anleger, dass kleinste Geldbeträge in eine Vielzahl von Krediten investiert werden können, sodass selbst mehrere Totalausfälle keinen finanziellen Weltuntergang für den Anleger herbeiführen.
Sind die angefragten Kreditbeträge erreicht, wird die Summe an den Kreditsuchenden ausgezahlt. Dieser führt den Kredit dann je nach Amortisationsmethode am Ende der Laufzeit zurück und zahlt währenddessen monatlich nur die Zinsen oder tilgt sogleich wie bei Immobiliarverbraucherdarlehen üblich monatlich den Kreditbetrag und entrichtet die Zinsen. Selbstverständlich bieten die Plattformen ihre Dienstleistungen nicht kostenlos an, sondern profitieren an Provisionen und Entgelten unterschiedlichster Art.
Was sind die Vorteile des P2P-Lending?
- Einfacher und schneller Zugang zu Kapital: P2P-Kredite-Plattformen bieten Kreditsuchenden, die möglichweise Schwierigkeiten haben, einen Kredit bei klassischen Banken zu erhalten, eine echte – wenn auch nicht die günstigste – Alternative; teilweise verfügen die P2P-Plattformen über eigene Apps, wodurch ein mobiles und sofortiges Investment ermöglicht wird, wenn sich die entsprechende Gelegenheit bietet
- Attraktive Renditen im zweistelligen Prozentbereich: Für Investoren können P2P-Kredite eine attraktive Möglichkeit sein, ihr Geld anzulegen und höhere Renditen zu erzielen als bei herkömmlichen Sparanlagen; dies gilt für Privatpersonen wie auch für Unternehmen
- Flexibilität: P2P-Plattformen bieten oft flexiblere Kreditbedingungen, einschließlich variabler Laufzeiten und Zinssätze, die auf die Bedürfnisse der Kreditnehmer zugeschnitten sind
- Transparenz: Die ständige Optimierung der Risikobeurteilungsverfahren hat eine große Bedeutung bei den P2P-Plattformen. Durch eigens entwickelte Methoden und Algorithmen werden umfangreichen Informationen über die Kreditnehmer und deren Bonität geboten, was den Investoren hilft, fundierte Anlageentscheidungen zu treffen
Was sind die Risiken des P2P-Lending?
- Undurchsichtige rechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland: Zumindest in Deutschland finden keine spezialgesetzlichen Regelegungen für das P2P-Lending Anwendung. In Großbritannien sieht das hingegen wieder anders aus. Damit ergeben sich hierzulande die rechtlichen Rahmenbedingungen aus den allgemeinen bankenaufsichts- und darlehensrechtlichen Bestimmungen.6
- Kreditausfallrisiko: Das wohl relevanteste Risiko für Investoren ist ein Kreditausfall des Kreditnehmers. Zwar haben viele P2P-Plattformen mittlerweile sogenannte Rückkaufgarantien etabliert, allerdings sollte denen kein allzu sichernde Wirkung beigemessen werden
- Wirtschaftliches Marktrisiko: Politische oder wirtschaftliche Veränderungen haben das Potenzial, die Rückzahlungsfähigkeit der Kreditnehmer negativ zu beeinflussen
- Unzureichende Liquidität: In einigen Fällen ermöglichen es P2P-Plattformen durch einen sogenannten Zweitmarkt, dass Investoren ihre Engagements vorzeitig weiterverkaufen können. Dennoch bleibt ein Liquiditätsrisiko, wenn sich keine Abnehmer finden
- Vgl. Renner, „Banking without Banks“? Rechtliche Rahmenbedingungen des Peer-to-Peer Lending, ZBB 2014, 261 (262). ↩︎
- Der Begriff Lending-based Crowdfunding umfasst grundsätzlich alle fremdkapitalbasierten Formen des Crowdfunding. ↩︎
- Vgl. Renner, „Banking without Banks“? Rechtliche Rahmenbedingungen des Peer-to-Peer Lending, ZBB 2014, 261 (262). ↩︎
- Kunz, in: Bräutigam/Rücker, E-Commerce-HdB, 1. Auflage 2017, 12. Teil. E. Rn. 101; Studie des BMF „FinTech-Markt in Deutschland“, S. 32. ↩︎
- https://financefwd.com/de/auxmoney-peer-to-peer-lending/ (zuletzt aufgerufen am 18.08.2025). ↩︎
- Kunz, in: Bräutigam/Rücker, E-Commerce-HdB, 1. Auflage 2017, 12. Teil. E. Rn. 102. ↩︎
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